Herzblut für Sachsen-Anhalt e.V.

Sachsen-Anhalt atmet auf – Nichtraucherschutz und Prävention stärken

(ein Gast­beitrag der Nich­traucherini­tia­tive Sachsen-Anhalt)

Das neue Konzept der Lan­desstelle für Suchtfragen 

Eine gute Nachricht für unser Land, das Konzept der Lan­desstelle für Sucht­fra­gen im Land Sach­sen-Anhalt ist laut Beschluss des Land­tags 7/1239 dem Min­is­teri­um für Arbeit, Soziales und Inte­gra­tion vorgelegt wor­den. Ein drin­gen­der Schritt, da Sach­sen-Anhalt eines der schwäch­sten Nich­trauch­er­schutzge­set­ze im Ver­gle­ich der Bun­deslän­der hat, obwohl fast jedes zweite Kind bei uns in einem Raucher­haushalt aufwächst und die Zahl der Schwan­geren, die rauchen, bei steigen­der Ten­denz hoch ist.

Zur Vorgeschichte:

Im Herb­st 2016 gab es ein Tre­f­fen von Frau Sozialmin­is­terin Grimm-Benne mit dem Repräsen­tan­ten der Nich­traucherini­tia­tive Sach­sen-Anhalt Prof. Stephan Feller, bei dem diese Prob­lematik ein­dringlich disku­tiert wurde. Daneben fan­den noch diverse andere Infor­ma­tion­str­e­f­fen, z.B. mit Her­rn Bil­dungsmin­is­ter Tull­ner und mit etlichen Land­tagsab­ge­ord­neten statt. Dies führte schließlich zum Land­tags­beschluss 7/1239 im April 2017, in dem die Lan­desstelle für Sucht­fra­gen (LS-LSA) gebeten wurde ein Konzept für ein Anreiz‑, Inter­ven­tions- und Begleit­sys­tem zum Nich­trauch­er­schutz, unter anderem zur Nikotin-Präven­tion für Kinder und Jugendliche und ins­beson­dere Mäd­chen und Frauen zu entwickeln.

Um dieser bloßen Bitte weit­eren Nach­druck zu ver­lei­hen und in der Hoff­nung auf rasche Aktiv­itäten wurde im Mai 2017 die Land­tagspe­ti­tion ‚Effek­tive Sucht­präven­tion im Land Sach­sen-Anhalt drin­gend erforder­lich – Vorschläge für konkrete Maß­nah­men”‘ durch die Nich­traucherini­tia­tive ein­gere­icht, welche von Lan­dess­chüler­rat, Lan­desel­tern­rat, den Tumorzen­tren der Uni­ver­sität­sklini­ka Halle (Saale) und Magde­burg, der Sach­sen-Anhaltischen Kreb­s­ge­sellschaft und dem Ober­bürg­er­meis­ter der Stadt Halle unterze­ich­net wor­den war.
In der LS-LSA gab es lei­der bis zum Mai 2019 kaum Aktiv­itäten, ver­mut­lich vor allem wegen Per­sonal­man­gels. Im Dezem­ber 2019 lag schließlich eine inhaltliche Grobgliederung für das geplante Konzept vor, der finale Konzepten­twurf wurde am 31.8.2020 an das Sozialmin­is­teri­um versandt.

Die nun­mehrige Exis­tenz des LS-LSA Konzeptes, in dem sich die Peti­tion von 2017 deut­lich wider­spiegelt, ist allerd­ings besten­falls ein Etap­pen­sieg. Auch die erst­ma­lige Erwäh­nung von Sucht­präven­tion des im Jahr 2018 nov­el­lierten Lan­dess­chulge­setz (§38 Gesund­heit­spflege und Präven­tion), eine konkrete Forderung der Peti­tion von 2017, bedeutet noch nicht, dass nun auch effek­tive, flächen­deck­ende Präven­tion­s­maß­nah­men in allen Schulen unseres Bun­des­lan­des ergrif­f­en wer­den. Manche Land­kreise haben zwar Dro­gen­ber­atungsstellen, aber bis heute keine Fachkräfte für Sucht­präven­tion und prak­tisch alle Land­kreise bräucht­en hier­für deut­lich mehr Personal.

Es bleibt also noch sehr viel zu tun, bevor wir sagen kön­nen, dass wir unsere Kinder und Jugendlichen in Sach­sen-Anhalt so gut als möglich vor den Gefahren durch Nikot­in­miss­brauch und den resul­tieren­den, zum Teil schw­er­sten Schä­den schützen. Wenn man sehen will wie das gut funk­tion­ieren kann, lohnt ein Blick nach Island (https://www.spektrum.de/news/suchtpraevention-in-island/1515343).

 

Autor:

Prof. Stephan M. Feller, PhD (USA)

Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Institut für Molekulare Medizin, Sektion Tumorbiologie

Stellvertretender Direktor des Charles-Tanford-Proteinzentrums